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Qingtian – 青田

by Ting Ting

Qingtian ist ein kleiner Kreis und gehört zur bezirksfreien Stadt Lishui. Meine Eltern leben in dieser kleinen Stadt, wenn sie denn mal wieder zurück nach China kehren. Mit dem Langstreckenbus fahre ich dann immer knapp 6 Stunden von Ningbo nach Qingtian, um meine Eltern zu besuchen. Und Qingtian ist auch zugleich die erste Stadt, die ich in China besuchte. Besonders bekannt ist Qingtian für seine Steinmetzkunst und die Auslandschinesen.

Emigration  in Qingtian
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Da mein chinesisch nicht so gut ist, hören viele Chinesen recht bald heraus, dass ich keine „echte“ Chinesin bin. Danach kommt auch schnell die Frage, woher ich denn käme. Wenn ich dann sage, dass ich aus Deutschland komme, glaubt mir natürlich niemand. Denn ich sehe ja nicht aus, wie eine Deutsche. Danach muss ich immer schnell erklären, dass ich eine im Ausland geborene Chinesin bin. Auf chinesisch gibt es ein passendes Wort dafür:

Huaren (chinesisch 華人 / 华人, Pinyin Huárén) als Menschen mit chinesischer Herkunft, die die Staatsbürgerschaft des Landes in dem sie leben angenommen haben.
(Quelle)

Viele vermuten daraufhin schon gleich, dass ich aus Qingtian kommen muss, da halt von dort wahnsinnig viele ausgewandert sind. Aber eigentlich ist die Stadt wirklich klein und unbedeutend. Leute in meinem Alter kennen die Stadt meistens überhaupt nicht. Die Leute, die die Stadt wiederekennen sind meistens ältere Leute.

Aber um ganz ehrlich zu sein, stimmt es nicht ganz, dass ich aus Qingtian komme. Meine Eltern kommen ursprünglich aus einem Nachbardorf von Qingtian (ca. 20 Minuten mit dem Bus), auch wenn sie jetzt in Qingtian wohnen. (Ich kann deswegen den Qingtian Dialekt auch gar nicht). Aber um nicht viel erklären zu müssen, belasse ich es oft dabei.

Das Leben in Qingtian

Obwohl die Stadt seit 2010, meinem ersten Besuch, sich stark verändert hat, mag ich es dort trotzdem nicht so sehr. Sie ist klein und dreckig. Aber was mich am meisten stört sind die Menschen dort. Die Bewohner wissen, dass viele, die Qingtian besuchen Auslandschinesen sind und das eigentliche Geschehen in China nicht mehr gut kennen. Das beste Beispiel meine Eltern, die damals nach 18 Jahren das erste Mal wieder Fuß in China betraten. Chinesen merken von der Sprache und dem Verhalten, dass man nicht aus dieser Stadt kommt und dann legen die Verkäufer einen gerne rein.

Aus Wikipedia, Qingtian 2011 Mrund, Hecheng - Qingtian City, May 2011, CC BY-SA 3.0
Obwohl die Stadt seit 2010, meinem ersten Besuch, sich stark verändert hat, mag ich es dort trotzdem nicht so sehr. Sie ist klein und dreckig. Aber was mich am meisten stört sind die Menschen dort. Die Bewohner wissen, dass viele, die Qingtian besuchen Auslandschinesen sind und das eigentliche Geschehen in China nicht mehr gut kennen. Das beste Beispiel meine Eltern, die damals nach 18 Jahren das erste Mal wieder Fuß in China betraten. Chinesen merken von der Sprache und dem Verhalten, dass man nicht aus dieser Stadt kommt und dann legen die Verkäufer einen gerne rein.

„Hey, sie kommt nicht von hier, mach ich den Preis dann einfach mal fünffach so hoch. Sie hat bestimmt sowieso genug Geld“ – Sowas ähnliches denken sich die Verkäufer bestimmt. Viele Auslandschinesen haben oft keine Lust lange zu verhandeln, können es nicht, oder sind einfach unwissend und bezahlen dann den Preis, den die Händler verlangen. Da der Preis im Vergleich zum Ausland immer noch günstiger ist, kaufen auch viele die eigentlich überteuerten Sachen ein. Und so sind die Menschen im Laufe der Zeit in Qingtian immer dreister geworden.
Als ich das erste Mal in China war, kam ich gar nicht auf die Idee irgendwie zu feilschen. Ich hatte nur die Preise im Kopf umgerechnet und fand auch, dass im Vergleich alles günstiger war. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass ich alles für Wucherpreise erkauft hatte.
Meine Eltern sind auch auf Grund dessen nach einem Jahr aufenthalt in China wieder nach Deutschland zurück gekehrt. „Ich mag Deutschland viel lieber, denn da sind die ehrlich und ich muss keine Angst haben, um mein Geld betrogen zu werden“, sagte mein Vater mal. Nachdem sie 25 Jahre in Deutschland verbracht haben, sind sie das Leben in China schon gar nicht mehr gewöhnt.

Qingtian und die Natur

Wenn ihr nochmal das erste Bild betrachtet, seht ihr, dass Qingtian in einem Kreis voller Bergen steht und mittig durchschneidet ein Fluss Qingtian. Im Bild von 2011 könnt ihr den Fluss in Qingtian betrachten. Wie ihr seht, war damals das Wasser ziemlich bräunlich. Als ich dieses Jahr im März dort war es kaum wieder zu erkennen.


Ja…es ist der gleiche Fluss! Es sieht ganz klar viel schöner aus, als damals. Aber natürlich ist das wohl nicht entstanden oder? Ich frage mich, was die da wohl hinein gekippt haben, damit das kackbraune Wasser so klar grün/ bläulich geworden ist.

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14 Kommentare

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Io 22/04/2015 - 07:30

Vielleicht auch, weil sie anscheinend tatsächlich gegen die Verschmutzung vorzugehen scheinen:
http://english.sepa.gov.cn/News_service/news_release/201501/t20150108_293997.htm

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Ting Ting 23/04/2015 - 07:53

Mh, was die mit dem Wasser gemacht haben, steht da nicht, oder? Habe ich jetzt leider nicht finden können.
Dass der Fluss nur durch die Schließung einiger Fabriken sauber geworden glaube ich nicht so wirklich… Wär jedenfalls mal was positives zu hören, wenn der Fluss nicht aus giftigen Stoffen so schön geworden ist^^

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Ragnar 23/04/2015 - 04:43

Ein ganz schön wenig tiefes Bloggertief! 😉

Es ist nicht schön, wenn Menschen versuchen andere so reinzulegen. Aber ich glaube nicht, dass das etwas spezifisch chinesisches ist. Das passiert auch in Deutschland, nur vielleicht versteckter. Und es ist eben auch immer Glück an welche Menschen man gerät. Überall gibt es gute und weniger gute Menschen.
LG Ragnar

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Ting Ting 23/04/2015 - 07:48

Hallo Ragnar,
Im Vergleich zu meiner Anfangszeit, wo ich wöchentlich 2 mal gebloggt habe, ist das schon eine Reduzierung, lach. In meinem Hinterkopf herrscht der Gedanke, den Blog doch nicht ganz so leer zu lassen, darum alle paar Wochen doch mal ein Post von mir :mrgreen:
Ja, das stimmt schon, dass es überall auf der Welt so sein kann. Aber Deutschland und China kann man da nicht so vergleichen, da ist das in China schon extrem.
Allein in den letzten Wochen sind wieder zich Menschen in China an Wassermelonen gestorben, weil die Farmer die gepunscht haben, damit die schneller und größer wachsen. In China habe ich manchmal schon richtig Angst, was ich denn essen kann oder nicht.
In Deutschland werden auch Mittelchen zum Wachstumsförderung genutzt, aber zumindest stirbt man davon nicht…
Die Behörden kümmern sich auch nicht richtig drum. Eher lassen die einen giftiges Zeug essen, als dass das Volk später hungern muss und die Menschen später aus Hunger irgendwas unsinniges machen.
Was die sich hier alles ausdenken. Vor kurzem habe ich erst eine Liste gesehen, was man in China nicht mehr essen kann, darunter: Obst, Tofu, Reis, Eier, Nudeln, Mantou, Wasser!, Zucker, Fleisch, etc. Ich meine, was bleibt dann noch übrig? … Eigentlich gar nichts.
Es ist nichts unbekanntes in China. Leider kann man nur nichts dagegen tun…

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horst-dieter 27/04/2015 - 14:01

Ein unter Deutschen sehr beliebter Sport, über Ämter, Beamten etc schimpfen.
Engländer können sich stundenlang übers Wetter auslassen Deutsche über Politik und Amtsschimmel. Aber, Ämter funktionieren doch sehr zuverlässig. Das muß gerechterweise auch mal gesagt werden! Desterwegen ist ein Ausrufezeichen nach diesem Satz schon angebracht! 😉
Das Dir die Lust am Blogschreiben schonmal ausgeht, sollte Dir keine Sorgen bereiten. Das ist eher ein Zeichen für mentale Gesundheit. Man gewinnt so einen Abstand der nötig ist, um das Bisherige besser bewerten bzw verbessern zu können. Also Ting Ting Kopf hoch!! Nix was Dir Sorgen bereiten sollte.
Ting Ting hast Du schonmal etwas über meine Lieblingsgruppe „Nüzi shier yuefang“ gehört? Gibs die noch? Eigentlich ist es die alte Gruppe die mit gefällt.
Die weitest entfernten Lieferländer aus denen ich die CDs/DVDs bezogen habe waren die USA und Japan. Japan natürlich alles in Kanji. Aber mir kams ja auf die Musik an. 😉 Es war mir übrigens nicht möglich, die CDs/DVDs aus China zu beziehen. Obwohl es ja eine Chinesische Gruppe ist und man den Chinesen immer eine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit nachsagt. Aber so ist das halt. 😉

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Tino 22/12/2017 - 16:41

Hallo Ting Ting !
Erst jetzt lese ich dass Du aus Qingtian kommst … na ja irgendwie abstammst zumindest 🙂
Die Mutter meines Sohnes kommt auch aus diesem Ort, ihre Eltern und Verwandten leben noch immer dort und es ist eigentlich schon unglaublich wie vielen Chinesen man in Deutschland begegnen die dort Bekannte oder Verwandet haben oder zumindest etwas mit dieser Stadt zu tun haben.
Ich war selbst zwei mal dort, 2011 und 2014 und es war schon Atemberaubend wie schnell sich die Stadt in dieser Zeit weiterentwickelt hat. Gerne würde ich diesen Ort wiedersehen aber seit ich von meiner Frau getrennt bin wird das eher nichts, meine neue Partnerin ist zwar auch Chinesin aber aus dem hohen Norden.

2011 war ich noch eine Attraktion als Langnase in Quingtian … 2014 war es schon Routine einen unverständlich redenden Westeuropäer in Qingtian über den Tisch zu ziehen 😉

Ich mochte den Ort sehr, der neu gebaute Tempel in den Bergen auf der Ostseite des Flusses ist wirklich sehr schön geworden oder der „alte“ Tempel auf der Westseite des Flusses …. ich habe noch gut das krosse Familienessen in Erinnerung im Fei-He Resort … an den riesigen sich drehenden Tischen.

Man merkt in Qingtian aber auch gut das Geld vorhanden ist … viel davon.
Das „Rischa“ fahren in Qingtian war erst gewöhnungsbedürftig aber danach einfach nur normal und toll.
Wie schreibt man Salachou eigentlich richtig ?

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Ting Ting 22/12/2017 - 23:08

Hallo Tino,
ja, Qing Tian hat wirklich besonders viele Auslandschinesen (und Wenzhou auch), die schon vor vielen vielen Jahren nach Europa ausgewandert sind. Meine fast ganze Verwandtschaft ist in ganz Europa verstreut.
Ich war das erste mal 2010 in Qing Tian und das letzte mal 2015. Und ja, es hat sich in dieser kurzen Zeit wirklich wahnsinnig viel geändert. Besonders die Promenade entlang des Flusses haben die sehr schön errichtet.
Obwohl Qing Tian so eine winzige Stadt ist, ist sie wirklich wohlhabend (wieder Dank den Auslandschinesen). Ich merke es auch oft, wenn ich dort einkaufe gehe. Die Preise sind dort sogar noch teurer als in Ningbo (Ningbo hat über 5mio. Einwohner!). Die Rikschafahrten dort fand ich auch sehr angenehm. Aber von den einst 2CNY pro fahrt innerhalb von etwa 5 Jahren auf 5CNY zu gehen, ist schon heftig xD 2014 oder 2015 haben die dort ja auch die Nahverkehrsbusse eingeführt. Und da kostet eine Fahrt (damals) nur 1CNY. Das nur mal zum Preisvergleich ^^
Was meinst du denn mit Salachou? So spontan kann ich mir nicht vorstellen, was das sein könnte :0

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Tino 27/12/2017 - 19:09

Du hast recht … die Promenade ist wirklich toll geworden … als ich die riesige Baustelle in 2011 dort gesehen habe konnte ich mir noch gar nicht vorstellen was da mal hin soll.
Mit Salachou meinte ich die Fahrradrikshas … die haben wir immer „Salachou“ gerufen (ich habe keinen Schimmer wie man das richtig schreibt ich schreibe es so wie es es gehört und gerufen habe)
Qingtian werde ich aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr wiedersehen da mit meiner Scheidung der Kontakt dorthin im laufe der Zeit leider erloschen ist, ich bin jetzt sehr gespannt darauf von meiner Freundin die Stadt Dalian gezeigt zu bekommen. Es wäre schön wenn du ab uns zu ein Update über Qingtian schreiben würdest denn ich mochte den Ort wirklich sehr und die Leute dort auch …

Nachdem sich meine Frau damals von mir getrennt hatte war der Gedanke China nie wieder zu sehen wirklich übel … na ja es hat sich ja dann doch wieder anders ergeben 😉

Ich bin begeisterter Fotograf und alte chinesische Menschen haben mich als Fotomotiv in China unheimlich fasziniert … ich konnte das nie erklären aber die Leute haben unglaubliche Charaktergesichter, man konnte ihnen ein Leben mit harter Arbeit ansehen aber dennoch hatten sie eine sagenhafte Würde an sich.

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Ting Ting 29/12/2017 - 21:29

Mhhh. Vielleicht 三轮车 Sānlúnchē? Salachou ist wahrscheinlich der Dialekt gewesen 😀
Mal schauen, wann ich das nächste Mal nach Qingtian kann. Da meine Eltern jetzt auch in Deutschland sind, habe ich nicht wirklich einen Grund dorthin zu fahren :-/ Aber wenn ich wieder mal die Chance haben sollte, werde ich sicherlich von dort berichten 🙂

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Tino Bühner 30/12/2017 - 00:22

Jaaa genau … ich hab das jetzt meiner Ex Frau geschickt und sie meinte genau so schreibt /spricht man das
Für eine Langnase klingt vieles vollkommen anders „Wo ting bu dong“ 😀

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md 09/01/2018 - 19:57

Lol das youtube video ist von meinem cousin

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Ting Ting 09/01/2018 - 21:18

Ah, das ist ja witzig. Ich fand das Video sehr schön, so habe ich es hier eingefügt 🙂 Kommt dein Cousin auch aus Qingtian?

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MD 14/01/2018 - 19:07

unsere eltern kommen aus qingtian, wir sind in deutschland aufgewachsen. Beim lesen deines reiseberichtes dachte ich dass es meine cousine geschrieben hätte. wir waren vor ein paar jahren in qingtian und ningbo bei oma und opa zu besuch. wir betreiben derzeit auch ein restaurant haha..

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Ting Ting 15/01/2018 - 14:29

haha, da unterscheidet uns ja nicht viel^^ Generell kommen ja sehr viele Chinesen, die früh nach Deutschland übersiedelt sind ursprünglich aus Qing Tian. Meine ganze Verwandtschaft ist irgendwo in Europa verstreut.

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