Seit einigen Tagen bin ich zurück von meiner Guiyang Reise. Mein Mann hat als kleines Kind dort immer die Ferien bei seinen Großeltern verbracht und hatte mir deswegen schon seit langem vorgeschwärmt, wie lecker dort das Essen ist und dass es mit der Ningboer Küche gar nicht zu vergleichen sei. So war ich sehr gespannt, was es dort alles leckeres zu Essen gab.
Scharfe chinesische Küche in Guizhou (Guiyang)
In dieser einen Woche in Guiyang habe ich ganze 2 Kilo zugenommen! Täglich haben wir verschiedenste Spezialitäten probiert und dabei (fast) kein einziges Gericht doppelt gespeist. Und trotzdem schafften wir es nicht alle geplanten Speisen einmal zu probieren, da die Anzahl an Gerichten einfach viel zu groß ist. Die Guizhou Küche ist sehr bekannt für ihre heiße Schärfe und das saure. Das Essen dort ist also nichts für Leute mit schwachen Mägen. Beim Essen brennt der Mund und der Schweiß rinnt nur von der Stirn und der ganze Körper erwärmt sich.
Das Essen dort ist aber nicht nur einfach scharf, sondern geschmacklich scharf mit sehr leckerem Aroma. Es ist leider sehr schwer das in einem Text zu beschreiben. Obwohl ich normalerweise nicht so sehr scharf esse, hat mir das Essen dort wirklich angetan und man will einfach mehr. Aber Achtung. Man findet die leckersten Speisen nicht in noblen Restaurants, sondern ganz einfach auf der Straße oder in kleinen Familienläden.
Si Wawa – Seidenbabys
Si Wawa – 丝娃娃 [Sī wáwá] ist ein typischer Snack in Guiyang. Hierbei stellt man viele verschiedene Zutaten mittig auf den Tisch, wie Gurken, Zhe’ergen, eingelegter Rettich, Seetang und vieles vieles mehr. In der Regel sind diese Zutaten komplett Kostenlos und man kann so viel davon nehmen wie man möchte. Lediglich die Anzahl an Pfannkuchen, worin die Zutaten dann später umwickelt werden sollen, werden berechnet.
Die Pfannkuchen aus Reismehl sind sehr dünn. Von daher muss man mit den Gemüsesorten etwas aufpassen. Legt man zu viel auf die Pfannkuchen reißen sie ein. Sind die Zutaten drauf, so beginnt man es einzuwickeln, wie ein kleines Baby. Von daher auch der Name Si Wa Wa . 丝 Bedeutet in etwa „geschnitten, zerkleinert“. 娃娃 bedeutet einfach Baby. Hat man das „Baby“ dann eingewickelt, übergießt man es großzügig mit einer speziellen sauer scharfen Sauce. Und dann geht es ab in den Mund. Nicht abbeißen! Das Baby soll ganz in den Mund.
Si Wawa schmeckt sau lecker. Und da man die Pfannkuchen selbst belegt, kann man einfach die Zutaten aussuchen, die man selbst am liebsten mag. Das ganze erinnert vielleicht etwas an die Peking Ente. Si Wawa ist hingegen aber in der Regel komplett ohne Fleisch.
Zhe’ergen – 折耳根
Zhe’ergen ist ein Bestandteil vieler Gerichte hier. Und da die meisten das wahrscheinlich nicht kennen werden, erkläre ich auch mal kurz was das ist. Zhe’ergen ist eine Wurzel und wird sehr gerne in der südwestlichen Küche Chinas benutzt (z.B. Guizhou, Sichuan, Yunnan). Man isst sie roh (oft als Salat) und sie haben einen sehr starken Eigengeschmack. Wer das zum ersten Mal probiert, wird den Geschmack wahrscheinlich sehr ungewöhnlich finden. Es gibt Leute, die das einfach lieben oder gar nicht abhaben können. Als ich es zum ersten Mal probiert hatte, konnte ich den Geschmack auch gar nicht abhaben. Aber je mehr ich davon aß, umso süchtiger wurde ich danach.
Suan Tang Yu – Saure Fischsuppe
Auch sehr lecker und typisch hier ist „Suan Tang Yu“. Hierbei „schwimmt“ ein ganzer Fisch im Topf in einer sauer scharfen Suppe. Ich habe leider keine Ahnung was genau in der Suppe ist, aber sie schmeckt wirklich lecker. Es hat einen sehr starken säuerlichen Geschmack mit einer heftigen Schärfe. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht so der Meeresfrüchte Fan bin. Und Fisch mag ich auch nicht wirklich. Aber von der Suppe war ich begeistert, lach.
Lian’ai Doufu Guo – Liebestofu
Doufu Guo ist ein sehr berühmter Straßensnack in Guiyang und eines der Favorites meiner Reise. Das ist wirklich die einzige Speise, welches ich zwei mal in Guiyang gegessen habe. Eine Nacht vor unserer Abreise haben mein Mann und ich uns extra Abends nochmal auf die Suche nach diesem Snack gemacht, da es diese Speise wirklich nur in dieser Gegend gibt und wir in Ningbo wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen.
Aber was ist Lian’ai Doufu Guo überhaupt? Hierbei handelt es sich einfach um ein rechteckiges Stück Tofu, welches einmal quer mittig aufgeschnitten und dann mit Zhe’ergen, Sojasauce, einem scharfen Gewürz und evtl noch weiteren Zutaten(?) befüllt wird. Der Tofu hat außen eine feste Konsistenz aber Innen ist es super weich, ja sogar fast flüssig. Die Sauce ist super scharf aber in der Kombination mit dem Tofu sau lecker. Die Zhe’ergen geben eine knackige Note dazu. Diese Speise muss man wirklich mal probiert haben, obwohl es auf dem ersten einen vielleicht nicht wirklich anlächelt.
Huaxi Nudeln mit Rindfleisch
Ich habe schon viele Nudelsuppen in China probiert. Aber in Guiyang habe ich bis jetzt wirklich die besten Nudeln gegessen. Selbst die Ramen und Udon, die ich in Japan probiert habe, können es bei weitem nicht mit dieser Nudelsuppe hier aufnehmen. Die Reisnudeln dort sind sehr dick und glitschig. Eingetaucht in einer dicken Rinderbrühe und bedeckt mit hauchzarten Scheiben vom Rind.
Als kleine Beilage gab es bei uns noch getrocknete Chilischoten und eingelegter Rettich. Beides auch sehr lecker! Die Chilischoten zwar sehr scharf, aber gut gewürzt. Das Gefühl erinnerte etwas an Chips. Und der Rettich war sehr sauer. Eine guter Gegensatz zu der scharfen Nudelsuppe. Zwischendurch habe ich mir immer wieder einige Rettichstücke genommen um die Schärfe zu mildern. Und die besten Rindfleisch Nudelsuppen in Guiyang findet man im Huaxi Bereich. Der Cousin meines Mannes ist mit uns extra eine halbe Stunde mit dem Auto gefahren um dort diese Nudeln zu genießen. Ahhh, allein wenn ich daran denke bekomme ich Hunger.
Weitere Speisen
Ich könnte noch ellenlang weiter schreiben, was wir dort alles gespeist haben. Die Speisen oben sind aber wahrscheinlich schon die bekanntesten aus Guiyang. Von vielen Speisen weiß ich leider sogar die Namen nicht. So haben wir noch „Pommes“ mit Chili Pulver und Zhe’ergen gegessen, kalte Frühlingsrollen mit einer hauchdünnen Haut, Spicy Chicken, Lammspieße, Schweinefüße und sooo vieles mehr. Also das Essen dort ist wirklich wahnsinnig lecker. Zum Ende hin haben wir sogar einen ganzen Koffer mit verschiedenen Speisen und Gewürzen mit nach Ningbo gebracht. Aber trotzdem würde ich dort nicht gerne auf Dauer leben. Mehr zur Stadt erzähl ich euch dann ein anderes Mal.
20 Kommentare
Liebe TingTing,
es hat so Spaß gemacht diesen Post zu lesen! Vieles kenne ich irgendwie nicht (z.B. das mit der Wurzel) und die vielen kleinen Zutaten für die Pfannkuchen erinnern mich an koreanische Gerichte (wobei ich mir fast denken kann, dass es wohl aus China abstammt).
Es sieht alles so lecker aus, leider kann ich einfach nichts scharfes essen und sauer ist auch nicht so meins. Ich liebe Tofu ja, und diese Spezialität klingt toll. Wundere mich aber nur ob es immer noch schmeckt wenn man eine alternative nicht scharfe Soße nimmt?
Nochmals danke für den tollen Post 🙂 !
Hallo Hani,
wenn man dorthin geht und nicht gut scharfes verträgt, ist es leider sehr schade. Die meisten leckeren Sachen dort sind scharf und es schmeckt dann ganz anders, wenn man das weg lässt. Weil in den Gewürzen ist nur die Schärfe, sondern auch noch andere Aromen mit inbegriffen.
Was meiner Meinung nach dort auch ohne Schärfe ganz gut schmeckt ist die Nudelsuppe. Bei Siwawa könnte man die Schärfe auch noch weglassen. Aber beim Tofu bin ich mir nicht so sicher, ob das dann noch gleich wär. Habe es aber noch nicht ohne probiert ^^“
hallo ting ting,
könnte ja fast ein wenig neidisch werden auf deine kulinarischen abenteuer.
„Ich habe schon viele Nudelsuppen in China probiert. Aber in Guiyang habe ich bis jetzt wirklich die besten Nudeln gegessen.“
glaubst du die zeit wäre nun reif für ein nudelsuppenrezept ? 😉 will auch so lecker essen. ha,ha. mir würden ja auch schon die verschiedenen gemüsesorten wie ingwer, lauch…. die man eben zum ansatz der suppe benötigt genügen.
was ist denn in den kleinen schalen die vor der rindernudelsuppe stehen? chilli kann ich noch erkennen.
lg, dieter
Hallo Dieter,
aaah, habe das mit der Nudelsuppe ganz vergessen, sorry! Ich werde mich bald daran setzen, versprochen!
In den kleinen Schalen sind rechts, wie du schon richtig erkannt hast, die getrockneten Chilischoten. Links, das ist eingelegtes Gemüse (Kohl und Rettich). Und das in der Mitte ist ein Teeei. Das Ei wurde im Tee gekocht, von daher die braune Farbe 😀
vielen dank im voraus ting ting,
wollte jetzt nicht so aufdringlich sein, aber das hat sich mit der lecker rindersuppe so gut angeboten.
würde mich freuen wenn du auch mal wieder rezepte brauchen könntest. dir gebe ich sogar das heilige apfelstrudelrezept von meiner mutter, oder evtl rotweinkuchenrezept von meiner tante? du magst doch gerne mal süsser, oder ?
lg, dieter
Hallo Dieter,
bin nun endlich dazu gekommen ein Rezept abzutippen: klick
Mit den Zutaten hab ichs dir wahrscheinlich wieder angetan. Ich weiß, dass man viele Zutaten aus dem Rezept wahrscheinlich nur schwer auftreiben kann. Aber vieler solcher Zutaten gehören zu vielen traditionellen Speisen leider einfach dazu :-/
Ende des Jahres geht es für uns wieder nach Deutschland. Dann werde ich wieder mehr deutsch kochen^^ Hier in China lohnt es sich nicht wirklich, da ich keinen Backofen Zuhause habe und schwer an vielen Zutaten komme.
Ein heiliges Apfelstrudelrezept? Das klingt ja toll 😀 Ich liebe Apfelstrudel ja sowieso hehe. Ja, ich mag eher süßes. Das Backen fehlt mir schon sehr, seit mein Bekannter sein Cafe verkauft hat und ich dort nicht mehr rumtoben darf, haha.
hallo ting ting,
das traditionelle ist ja gerade das tolle an deinen rezepten. aber leicht machst du es mir nicht immer, he, he, he.
ja, ja, wenn du in deutschland bist kannst du mich sehr gerne löchern, oder schon vorher, hehe.
das heilige rezept bekommst du natürlich. aber ich möchte es vorher selber backen um einige bilder zu schiessen. das hilft dir sicher weiter, weil es handwerklich schon etwas anspruchsvoll ist. aber es lohnt wirklich. als jugendlicher hatte ich mit meinem bruder wettessen bis über die schmerzgrenze, der andere könnte ja mehr strudel abbekommen, ha, ha.
sende dir in den nächsten tagen ein rezept von apfelküchlein. auch recht lecker und die kannst du locker in der pfanne( wok) ausbacken. schade, schade mit deinem bekannten.
lg, dieter
Dort auch die Wollhandkrabben gegessen?
In Guiyang nicht. Hab die vor kurzem aber in Ningbo gegessen…
Und wie ist der Geschmack deiner persönlichen Meinung nach?
Die Wohlhandkrabbe steht nicht wirklich auf meiner Favoritenliste. Ich mag Meeresfrüchte allgemein nicht so wirklich. Meine Familie hier isst die aber total gerne und ich esse sie dann einfach mit, wenn es sie Abends auf dem Esstisch gibt.
Vielleicht ist dein Geschmack schon zu „europäisch“
Ich fürchte auch, dass Wollhandkrabbe beim Nichtasiaten nicht ankommen werden.
[…] Gui Zhou Food […]
Hallo Ting, Ting,
erst einmal Danke für diesen wunderbaren Blog. Und dann habe ich auch gleich eine Frage an die Expertin: Was hat es mit den runden Nori Blättern aus China auf sich, worfür werden diese verwendet und woraus bestehen sie genau?
Danke vorab für Deine Antwort und viele Grüße aus Berlin
René (https://nori-blaetter.de)
Hallo Rene,
eine Expertin bin ich nicht. Ich kenne mich da so fachlich leider nicht aus^^ Ich denke mal, dass du mit den „runden Nori Blättern“ „紫菜“ -zǐcài meinst. 紫=violett, 菜=Gemüse. Das ist einfacher getrockneter Purpurtang. Man könnte also sagen, dass es unbearbeitete Nori Blätter sind (wenn ich mich nicht irre). Gegessen werden sie als Suppe.
Hallo Ting, Ting,
紫菜 = violettes Gemüse 🙂 … man spürt förmlich wie stark Algen mit der chinesischen Küche verbunden sind.
Und vielen Dank an Dich, ja das meinte ich. Als Europäer findet man die als Nori z.B. bei Alibaba und wundert sich warum die rund sind. Die „klassischen“ Nori werden ja in viereckigen Rahmen getrocknet, die Runden dann vermutlich in runden Rahmen, so wie ein Stickrahmen vielleicht? Vermutlich sind sie nicht geröstet, wie die Nori Blätter, die für Sushi und Onigiri verarbeitet werden.
Danke für Deine Antwort und viele Grüße aus Berlin
René (https://nori-blaetter.de)
Ja genau. 紫菜 sind nicht geröstet. Ist mit den Übersetzungen immer etwas schwierig im Netz. Ich komme da auch oft auf falsche Ergebnisse und das verwirrt dann immer sehr, lach.
Hallo Ting Ting,
Klasse Blog den du hier hast. Super interessant auch die Rezepte zum nachkochen.
Eine Frage beschäftigt mich schon seit ich vor über 5 Jahren in China war. In Shanghai hatte ich dort des öfteren gegrillte Krakenarme am Spieß gegessen, welche zusätzlich noch mit einer rötlichen Marinade eingepinselt und anschließend mit Sesam bestreut wurden.
Kannst du mir sagen was für eine Marinade oder Sauce das ist und ob ich die in Deutschland bekommen oder nachkochen kann?
Wäre genial!
Weiter so 🙂
Hallo Mark,
vielen Dank. Das freut mich 🙂
Anhand deiner Beschreibung würde ich mal vermuten, dass es vielleicht eine Teriyaki Sauce war (wird auch in China gerne benutzt). Könnte aber natürlich auch eine XO Sauce gewesen sein. Von der Ferne schwer zu beurteilen. Hat es denn etwas süßlich geschmeckt? Oder war es scharf? Sah die Sauce etwa wie auf folgendem Bild aus: https://goo.gl/AE87ab (das ist mit Teriyaki Sauce).
Hast du sie auf der Straße gegessen oder war es in einem Restaurant? Kann natürlich auch sein, dass es eine Eigenkreation des Kochs war. Es gibt da leider sehr viele Möglichkeiten ^^“
Hallo Ting Ting,
ich denke es könnte Teriyaki Sauce gewesen sein. Das ganze hat leicht süßlich geschmeckt und gab es auf der Straße an mehreren Ecken. Werde mich da wohl mal zuhause ausprobieren ?